Der Empfang war wie immer überwältigend: Laute Trommelrhythmen, elegant und farbenfroh gekleidete Kleinkinder, die jedem Mitglied des Teams eine Rose überreicht haben. Im Spalier aller Schülerinnen und Schüler, die mit bunten Fahnen wedelten, liefen alle zum linken Teil des Hauses. Dort war eine Tür mit grünem Band und einer bunten Blumenkette versehen, darüber die Worte „Dinning Hall“ (zu dt.: Speisesaal) zu lesen.

Das Team bekam die ehrenvolle Aufgabe übertragen, den neuen Speisesaal zu eröffnen. Seit diesem Tag müssen die Kinder nicht mehr in der Mittagssonne auf dem Hof essen, sondern können im kühleren Speisesaal sitzen. Tische und Bänke sollen perspektivisch noch gekauft werden.

Danach ging es eine Etage höher: Wieder ein grünes Band, wieder eine Blumenkette, wieder die Ehre einen Raum einzuweihen, den „Activity Room“ (zu deutsch gemeint: Sportraum).

Nicht schlecht gestaunt hat das Team, als von zwei Schülerinnen ein kleiner Einblick zum Schulablauf gegeben wurde – in Englisch und Telugu.

Die Englischkenntnisse haben sich merklich verbessert, sodass die Sprache nun auch im Umgang mit dem Team genutzt und die Verständigung mit den Kindern erleichtert wird. Eltern oder andere Verwandte der Kinder wurden an diesem Tag in die Schule eingeladen. Sie stellten sich und ihre Kinder gemeinsam dem Team vor und erzählten, wie die Kinder zu Hause lernten, welche Berufswünsche sie verfolgen und wie dankbar sie sind, dass ihnen durch das Bildungszentrum die Chance auf eine kostenfreie Bildung ermöglicht wird.

Der Speisesaal und der Sportraum befinden sich in einem Anbau an dem linken Teil des Hauses, der in den letzten Jahren entstanden ist. Die Kosten für den Anbau sind jedoch längst noch nicht komplett beglichen. Pastor Babu hatte die Arbeiten zu seinen Lebzeiten in Auftrag gegeben (er verstarb im September des letzten Jahres), die Kosten in Höhe von umgerechnet 8.000 € sind jedoch noch offen. Die Spielplatzgeräte vor dem Anbau erhielten augenscheinlich einen frischen Anstrich.

Anschließend wurden alle Kindergartenzimmer und Klassenräume besucht: Von Klein nach Groß zog das Team durch alle Räume und wurde herzlich von Lehrerinnen und Kindern begrüßt: „Welcome to our beloved Germany Team“ (dt. Willkommen unser geliebtes deutsches Team) stand da zum Beispiel an der Tafel geschrieben. 

Erste Englischübungen, die Fähigkeit zu buchstabieren in Englisch, Hindi und Telugu, ein Experiment zur Leitfähigkeit von Metallen, Mathematikaufgaben, Plakate und Kreativaufgaben wurden präsentiert. Drei Jungs haben dem Team stolz ihre Miniaturanfertigung des Bildungszentrums präsentiert. Dieses war sogar mit Licht versehen.

Auch die Lehrerzimmer, die Bibliothek sowie das Computerkabinett wurden besichtigt. Die Computer sind größtenteils veraltet und mitunter nicht nutzbar, weshalb eine Neuanschaffung von 10 Computern wünschenswert wäre. Die Klassenräume sind aktuell nicht vollständig gefüllt. Ca. 200 Schülerinnen und Schüler werden derzeitig dort beschult. Die Direktoren der Schule würden gern mehr Kinder aufnehmen. Etwa 500 Schüler könnten dort beschult werden. Dazu wäre jedoch ein zusätzlicher Schulbus notwendig, der die Kinder von Zuhause, umliegenden Fischerdörfern, abholen würde. Aktuell sind zwei in die Jahre gekommene Schulbusse vorhanden: Sie haben bereits 13 bzw. 15 Jahre ihren Dienst getan. Die indische Gesetzgebung sieht inzwischen vor, dass Busse nur noch 15 Jahre genutzt werden dürfen. Das bedeutet, dass aktuell eigentlich sogar zwei neue Schulbusse benötigt werden würden: 20.000 € würde EIN neuer Bus kosten.

Ehemalige Schüler haben daraufhin berichtet, wie es für sie nach der 10. Klasse weitergegangen ist: Viele haben das Bildungszentrum vom Kindergarten an besucht und diese mit der 10. Klasse abgeschlossen. Jetzt studieren sie oder sind auf anderen weiterführenden Schulen. Sie sind sehr dankbar dafür, dass sie durch das FFEC die Chance auf Bildung erhalten haben und ihnen nun verschiedene Perspektiven für die Zukunft offen stehen. In den Dörfern, aus denen sie stammen, erzählen sie anderen Kindern von ihrer Schule und begeistern sie dafür, auch das FFEC zu besuchen. Eine gute und gleichzeitig natürliche Werbekampagne sozusagen.  Als Indienprojekt freuen wir uns darüber, diese Erfolge miterleben zu dürfen und die Geschichte der Einzelnen hören zu können.

Im März ist gerade die Prüfungszeit der Absolventenklassen. Diese waren dementsprechend während des Besuches einige Schülerinnen und Schüler mit intensiven Lernen für die Prüfungen beschäftigt. Nicht alle von ihnen war die ganze Zeit vor Ort, da die Prüfungen mitunter in anderen Städten stattfinden und die Jugendlichen dann dort in der Nähe übernachten. Ende April beginnen dann endlich die Sommerferien für alle Kinder.

Nächste Vorhaben

Im Anschluss gab es für das Team die Möglichkeit mit dem Direktor und der Direktorin über nächste Vorhaben und aktuelle finanzielle Belange zu sprechen:

Die Wasseraufbereitungsanlage am Bildungszentrum funktioniert aktuell nicht. Es wurde empfohlen, diese zu verkaufen und eine neue Wasseraufbereitungsanlage (Kosten ca. 2000 €) zu beschaffen.

Für einige Räume im Schulgebäude werden Deckenventilatoren benötigt, sodass das Lernen auch bei hohen Außentemperaturen – sie lagen jetzt im März zwischen 30-35 °C und werden weiter ansteigen – erträglich zu machen. Für die Finanzierung der Ventilatoren und die Neuanschaffung von Lehrertischen und Schulbänken konnte während unserer Zeit in Machilipatnam bereits eine Lösung gefunden werden.

Die Fenster im Schulgebäude haben keine Glasscheiben. Es ist jedoch notwendig, diese schließen zu können, um u. a. die Kinder vor dem Eindringen von Schlangen schützen zu können. Deshalb ist die Anschaffung neuer Fensterläden notwendig. Weiterhin müssten weitere Waschräume für die Jungs gebaut werden. Die zwei Vorhandenen reichen leider nicht aus. Die Farbe an den Tafeln blättert inzwischen ab und soll bis zum Beginn des neuen Schuljahres, welches in Indien im Juni beginnt, erneuert werden.